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Ärzte überschätzen die Gesundheitskompetenz der Patienten

04.03.2019

Das Wissen um Gesundheit und Medizin ist bei vielen Patienten weniger fundiert als bisher angenommen.


Kommunikation ist mehr

Die Kommunikation zwischen zwei Menschen ist maßgeblich davon abhängig, auf welchem Kenntnisstand zum Thema sich die Kommunikationspartner bewegen. In fachspezifischen Unterhaltungen mit gr0ßen Differenzen im Wissensstand der Beteiligten sind Mißverständnisse daher vorprogrammiert. Das gilt insbesondere für Fachgespräche beispielsweise zwischen Kunden, Klienten oder Mandanten einerseits und Handwerken, Architekten, Juristen etc. andererseits.

Auch die Gespräche zwischen Arzt und Patient gehören in diese Kategorie. Erschwerend kommt hier hinzu, dass es sich bei den zu besprechenden Themen um die eigene Person, die eigenen Befindlichkeiten und das eigene Erlebte des Patienten handelt, im weitesten Sinne also um das eigene Selbstverständnis. Daher werden die Unterschiede im Wissenstand von Arzt und Patient von den Patienten als weniger gravierend empfunden, als beispielsweise zwischen denselben Patienten und Ihren Anwälten, Handwerken, Architekten oder anderen Vertretern von speziellen Berufen.

Neue Gesichtspunkte

Diese Umstände sind seit langem bekannt. Jetzt hat aber eine neue Studie ergeben, dass auch Ärzte und nicht nur die Patienten selbst die Gesundheitskompetenz auf der Seite der Patienten überschätzen.

Ärzte überschätzen – so das Studienergebnis - vermutlich die Gesundheitskompetenz ihrer Patienten. Mehr Patienten als vorab prognostiziert, verstehen oft nicht, was ihre Ärzte ihnen zu vermitteln oder zu erklären versuchen. Selbst bei Unterhaltungen über einfache Sachverhalte mit Begriffen wie Gelenkspiegelung oder Bandscheibenvorfall ist Patienten nicht immer klar, was gemeint ist.

In mehreren Studien konnte bereits nachgewiesen werden, dass eine mangelnde Gesundheitskompetenz generell ein großes Problem in der medizinischen Versorgung darstellt. Ohne das Verstehen und begreifen gibt es keine echte Einsicht. Das hat Konsequenzen für den Umgang mit der Krankheit, insbesondere für die Akzeptanz der therapeutischen Strategien. Eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation ist daher von enormer Bedeutung, für den einzelnen Patienten, den Therapierfolg und selbst für das Gesundheitssystem.

Das Studiendesign

196 Patienten (38?% weiblich, 62?% männlich) in stationären Fachabteilungen eines Krankenhauses wurden mittels eines Fragebogens interviewed. Der Bogen enthielt 43 Fragen zu häufig im Alltag vorkommenden medizinischen Fachbegriffen. Untersucht wurden der subjektive und objektive Bekanntheitsgrad des Begriffes. Zusätzlich wurden Zusammenhänge der Ergebnissen mit verschiedenen potenziellen Einflussfaktoren (u.?a. Ausbildung, Versicherungsstatus, Konsum bestimmter Informationsmedien) analysiert.

Die wichtigsten Ergebnisse

Mehr Patienten gaben an, die Bedeutung medizinischer Begriffe zu kennen, als dies bei der objektiver Überprüfung der Fall war.

Die Assoziation des medizinischen Kenntnisstandes mit verschiedenen Einflussfaktoren ergab:

Zeitungs- und Fernsehkonsum sowie die Häufigkeit der Arztkontakte waren nicht mit dem medizinischen Kenntnisstand assoziiert, hatten also keine Auswirkungen.

Klinische Bedeutung

Ein hoher Bekanntheitsgrad medizinischer Begriffe kann den Autoren zufolge Ärzte im Gespräch mit Patienten dazu verleiten, das Verständnis dieser Begriffe auch von Seiten des Patienten vorauszusetzen. Ärzte sollten daher durch aktives Nachfragen das Verständnis sicherstellen. Erstautor Dr. Felix Gundling (Städtisches Klinikum München): „Je besser ein Patient über seine Erkrankung informiert ist, desto größer ist seine Kooperation bei entsprechender Behandlung.“ Nichtwissen habe aber nicht nur Folgen für das Wohl der Patienten, sondern auch auf die Versorgungskosten.

Quellen:



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