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Sind inhalative Steroide ein Risiko für die Entstehung einer Osteoporose?

05.10.2018

Die Bedeutung inhalativer Glukokortikosteroide (ICS) bei COPD-Patienten muss neu überdacht werden.

Glukokortikosteroide (“Cortison”) als Dauermedikarion sind ein anerkannter Risikofaktor bei der Osteoporoseentstehung. Patienten, die infolge einer chronischen Grunderkrankung auf die ständige Einnahme von Cortisonpräparaten angewiesen sind, gelten als Osteoporose gefährdet. Dosierungen müssen entsprechend der Ausprägung der Knochendichte angepasst werden und Präventionsmaßnahmen zur Osteoporosebehandlung sind konsequent durchzuführen.

Als Ausnahme galt die Einnahme inhalativer Glukokortikosteroide (ICS) bei COPD-Patienten. Sie, so die weit verbreitete Auffassung schien eine Osteoporoseentstehung nicht im nennenswerten Umfang zu begünstigen.

Dabei war die Studienlage unklar. Während der Einfluss systemisch applizierter Glukokortikosteroide auf die Knochenstruktur durch Studien gut belegt ist, blieb die entsprechende Wirkung inhalativer Glukokortikosteroide (ICS) umstritten. Die scharfe Abgrenzung der Einflussnahme der ICS gegen die in der Regel mit einer COPD vergesellschafteten anderen Risikofaktoren wie Nikotinabusus, Bewegungsmangel oder Übergewicht war im Studiendesign oder statistisch nicht exakt möglich.

Dem Ergebnis einer umfangreichen Beobachtungsstudie zufolge, scheint das ab einer gewissen Dosis jedoch der Fall zu sein. In der Studie wurden zwei Datensätze mireinander verglichen (“Clinical Practice Research Datalink” und “Optimum Patient Care Research Database”. Darin wurden jene COPD-Patienten isoliert, die zwischen 1990 und 2015 entweder nur mit ICS oder nur mit lang wirksamen Bronchodilatatoren behandelt wurden. In beiden Gruppen wurden die ermittelten Patienten nach weiteren Risikofaktoren wie Raucherstatus, Exazerbationshäufigkeit, oraler Steroidtherapie usw. gematcht.

In der anschließenden Analyse ging die ICS-Therapie mit einem relativ um 14% erhöhten Risiko für den Beginn einer Osteoporose einher; jedoch ohne signifikanten Zusammenhang. Mit steigender Dosis nahm das Risiko aber weiter zu. Bei einer ICS-Dosis von 500 bis 1000 µg/Tag war es um fast das Doppelte erhöht im Vergleich zu einer Dosis von < 250 µg/Tag Bei einer mittleren ICS-Tagesdosis von ≥ 1.000 µg war das Risiko weniger deutlich, aber ebenfalls höher als bei der Vergleichsdosis < 250 µg/Tag. Somit konnte eine eindeutige dosisabhängige Beziehung zwischen der mittleren täglichen ICS-Exposition und einem erhöhten Risiko für den Osteoporosebeginn beobachten werden. Das erhöhte Risiko beginnt mit einer mittleren Tagesdosis von 500 µg (versus < 250 µg/Tag).

Die Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig es ist, COPD-Patienten nur ICS zu verschreiben, wenn eine solche Therapie auch indiziert ist, und dann in einer so niedrigen Dosis wie möglich (Schlussfolgerung der Studienautoren). Die Bedeutung für die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Internisten (Pulmologen) und Orthopäden erklärt sich von selbst.

Quellen:



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