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Handanlegen bei Kreuzschmerzen

10.06.2018

Zusatznutzen durch Chirotherapie bei Patienten mit Kreuzschmerzen

Kommt bei Kreuzschmerzen mit muskuloskelettalem Ursprung auch die Chirotherapie zum Einsatz, erhöht das die Erfolgsaussichten einer multimodalen Therapie.

Aktueller Stand

In der Nationalen Versorgungsleitlinie "Nichtspezifischer Kreuzschmerz" ist die Chirotherapie als "Kann-Empfehlung" ausgewiesen. Im Wortlaut:

"Manualtherapeutische Eingriffe an der lumbalen Wirbelsäule oder den Iliosakralgelenken können nach sorgfältiger Indikationsstellung unter Beachtung der Kontraindikationen angewandt werden."

Grundlage für die Empfehlung ist eine einzelne Metaanalyse, nach der eine manipulative Therapie bei akuten und chronischen Rückenschmerzen in der Lumbalregion wirksamer ist als keine oder andere passive Therapieverfahren. Diese Empfehlung wird nun durch eine Studie aus den USA bestätigt. Die Ergebisse dieser Studie belegen, dass ergänzend zum üblichen Maßnahmenbündel aus Beratung, Medikamenten und Physiotherapie durchgeführte chiroterapeutische Behandlungen wie das manuelle Lösen von Blockaden, zumindest kurzfristig ein signifikant besseren Ergebnis zeigen als eine Standardbehandlung ohne Chirotherapie.

Studiendesign und Studienergebnis

An der Studie waren 750 Mitarbeiter des US-Militärs beteiligt, davon knapp ein Viertel Frauen, die akut oder chronisch an Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel litten. Jeder zweite Teilnehmer nahm deswegen bereits Schmerzmittel (NSAR). Ausgeschlossen waren Patienten, deren Schmerzen nicht muskuloskelettal bedingt waren, die Kontraindikationen gegen eine Manipulation der Wirbelsäule aufwiesen oder die kurz vorher eine Wirbelsäulenfraktur oder -Op. durchgemacht hatten. Jeweils die Hälfte der Patienten wurde der üblichen Behandlung allein bzw. mit zusätzlicher Chirotherapie (Frequenz und Häufigkeit nach Bedarf, maximal zwölf Sitzungen) zugeteilt. Die Versorgung inklusive Chirotherapie konnte weitere Therapien beinhalten wie Reha-Sport, Kryo- oder Wärmetherapie. Ausgewertet wurden die Eckpunkte Schmerzintensität und Einschränkungen von Körperfunktionen und Aktivitäten.

Nach sechswöchiger Behandlung fiel das Ergebnis in beiden primären Endpunkten zugunsten der Chirotherapie aus: Die Schmerzintensität verringerte sich auf einer numerischen Bewertungsskala von ausgangs 4,6 auf 2,9, ohne Chirotherapie nur auf 4,0 (NRS, 0–10, 10 = maximaler Schmerz).  Einschränkungen von Körperfunktionen und Aktivitäten gingen von 9,8 auf 5,2 zurück, in der Standardgruppe von 10,1 auf 7,3 (Roland-Morris-Disability-Questionnaire, RMDQ, 0–24 Punkte, höhere Werte bei stärkerer Behinderung) . Ähnliche, wenn auch etwas geringere Unterschiede waren in Woche 12 zu beobachten.

Nebenwirkungen

Auch hinsichtlich subjektiv wahrgenommener Verbesserung, Zufriedenheit und Rückgang des Analgetikaverbrauchs war die Gruppe mit Chirotherapie im Vorteil. Schwere Nebenwirkungen in Zusammenhang mit der Rückenschmerzbehandlung wurden nicht festgestellt. Die Patienten mit Chirotherapie berichteten jedoch häufiger über unerwünschte Effekte (43 vs. 19), fast immer handelte es sich um Muskel- oder Gelenksteifigkeit.

Bewertung

Der Effekt der zusätzlichen Chirotherapie wird von den Studienautoren sowohl beim Schmerz (NRS) als auch bei der Behinderung (RMDQ) als "mäßiggradig" bewertet. Angesichts des bescheidenen Nutzens der sonstigen Maßnahmen gegen Kreuzschmerzen sehen die Ärzte die Studie dennoch als Bestätigung für die Empfehlung, Chirotherapie in die multimodale Behandlung von Kreuzschmerzen einzubeziehen.

Einschränkend weisen sie darauf hin, dass die langfristige Wirksamkeit noch zu untersuchen ist. Außerdem war die Chirotherapie in der Studie mit verschiedenen anderen manuellen Verfahren kombiniert worden, die Beiträge der einzelnen Maßnahmen sind ebenfalls noch zu klären.

Quellen:



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