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Deutschland hat Rücken


Prozentueller Anstieg der Verblockungseingriffe zwischen 2007 und 2015 in % (Datenquelle Bertelsmann)
30.07.2017

In einigen Regionen und Bundesländern treten Rückenschmerzen weniger, in anderen häufiger auf.

Die Zahl der Rücken-Operationen steigt in Deutschland massiv. Laut einer Analyse der Bertelsmann-Stiftung gibt es klare regionale Op-Hochburgen: Medizinisch erklärbar sind sie nicht!.

Gab es 2007 noch 452.000 Rückenoperationen, wurden 2015 bereits 772.000 Eingriffe durchgeführt. Das entspricht einer Steigerung von 71 Prozent (Quelle: "Faktencheck Gesundheit" der Bertelsmann Stiftung).

Die Stiftung hat in den 402 Kreisen und kreisfreien Städten die Häufigkeit dreier Rücken-Operationen analysiert:

  1. Bandscheiben-Eingriffe
  2. Dekompressions-Op
  3. Spondylodesen (Versteifung der Wirbelgelenke)

Beispiel Versteifungsoperationen

Bei der Durchführung solcher Operationen sind Thüringen, Hessen und das Saarland Op-Hochburgen, während ein solcher Eingriff in Sachsen am seltensten vorgenommen wird.

In Fulda werden mit 355 Eingriffen pro 100.000 Einwohner die häufigsten Versteifungen durchgeführt, in Osnabrück mit 51 am wenigsten.

Warum die Versorgung in den Regionen so unterschiedlich ist, lässt sich nur schwer oder gar nicht erklären. Bestenfalls sind die ermittelten Zahlen ein Indiz für eine unterschiedliche Organisation der Versorgung und Vorgehensweise bei Diagnostik und Therapie. Auch die persönlichen Vorlieben oder Fähigkeiten der Operateure dürften eine Rolle spielen.

Zu viele Krankenhausaufenthalte?

Seit 2007 hat die Zahl der Patienten, die aufgrund von Rückenschmerzen in die Klinik aufgenommen wurden, von 116.000 auf 200.000 in 2015 zugenommen.

Auch hier gibt es deutliche wohnortabhängige Unterschiede. So gibt es besonders viele Klinikaufenthalte aufgrund von Rückenschmerzen in Sachsen-Anhalt (400 je 100.000 Einwohner). In Hamburg sind es dagegen fast zwei Drittel weniger (135 je 100.000 Einwohner). Auch hierfür gibt es keine medizinische Begründung.

Kritisch sieht die Bertelsmann-Stiftung vielmehr, dass die Mehrheit der Patienten im Krankenhaus keine spezifische Schmerztherapie oder Op erhalte. Es würden lediglich diagnostische Untersuchungen wie eine MRT-Aufnahme gemacht. Diese Maßnahmen könnten jedoch auch ambulant erfolgen, so die Stiftung.

Fehlen klare Leitlinien?

Die Analysten empfehlen aufgrund der Statistik, einheitliche Leitlinien zur bedarfsdeckenden Versorgung bei Rückenschmerzen zu entwickeln. "Die Entscheidung für einen operativen Eingriff darf nicht aufgrund von individuellen Vorlieben der ortsansässigen Ärzte fallen", mahnt Eckhard Volbracht, Projektmanager bei der Bertelsmann-Stiftung. Weiterhin sollten Patienten besser über Op-Alternativen informiert und die Strukturplanung verbessert werden.

Quellen:

Für die Analyse im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat das IGES-Institut auf die Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) und Daten des Statistischen Bundesamtes zurückgegriffen. Einschränkend geben die Wissenschaftler zu bedenken, dass die Statistik nur den Wohnort der Patienten erfasst, nicht deren Behandlungsort.



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