DOUV-Logo
 
DOUV-Logo.

Patientenportal

Behandlung in England nur gegen Vorkasse

03.07.2017

Krankenhäuser in England behandeln Ausländer jetzt nur noch gegen Vorauskasse.

Wegen der akuten Engpässe im britischen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) sollen Krankenhäuser auf der Insel ausländische Patienten demnächst nur noch gegen Vorauskasse behandeln. Seit April an müssen ausländische Patienten, die nicht dauerhaft auf der Insel leben und keinen Anspruch auf kostenlose Behandlung haben, vorab bezahlen. Der Grund ist, dass Rechnungen von Ausländern häufig unbeglichen blieben. Lediglich Notfälle werden auf jeden Fall weiterhin behandelt.

Der National Health Service sorgt derzeit fast täglich für neue Negativschlagzeilen: Im Januar warnte das Rote Kreuz in Großbritannien vor einer “humanitären Krise” in den Krankenhäusern des Landes. Anlass war der Tod einer Patientin, die an einem Herzinfarkt starb, nachdem sie, Medienberichten zufolge, 35 Stunden auf einem Krankenhausflur auf ihre Behandlung gewartet hatte. Das Rote Kreuz in Großbritannien setzt nach eigenen Angaben ehrenamtliche Helfer ein, um die überlasteten Krankenhäuser zu unterstützen. Unternehmen wie der Autohersteller Jaguar Land Rover würden gebeten, Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen.

Mit der härtere Gangart gegenüber ausländischen Patienten will die Regierung nun zeigen, dass sie etwas unternimmt.

Die Regierung will eine halbe Milliarde Pfund im Jahr von ausländischen Patienten eintreiben – weniger als ein halbes Prozent des Gesamtbudgets des Gesundheitsdienstes.

Doch Mediziner halten die Ankündigung für unrealistisch. Es gibt keinerlei Einzelheiten dazu, wie die Vorabbezahlung aus dem Stand eingeführt werden soll, wo der NHS schon jetzt den Normalbetrieb nicht hinbekommt. Auch andere Fachleute weisen darauf hin, dass es in den Krankenhäusern an Personal für die Vorausabrechnung fehle.

In Großbritannien ist der NHS nicht irgendein Bereich des Staatsapparates: Der Gesundheitsriese mit rund 1,8 Millionen Angestellten ist einer der größten Arbeitgeber der Welt. Die Behandlung durch den NHS ist für Einwohner Großbritanniens “kostenlos”, sie wird großteils über das allgemeine Steueraufkommen finanziert.

Vielen Briten gilt das nach dem Weltkrieg eingeführte System als wichtigste Errungenschaft ihres Sozialstaats. Die wachsenden Probleme des Gesundheitsdiensts sind deshalb innenpolitisch hochbrisant. Der NHS spielte auch eine wichtige Rolle beim Brexit-Referendum im vergangenen Juli: Austrittsbefürworter machten die stark gestiegene Zahl von EU-Einwanderern für die Engpässe mitverantwortlich.

Doch ungeachtet der desolaten Situation des englischen Gesundheitssystems und vergleichbarer Einrichtungen gilt die Organisation des National Health Service für viele deutsche Parteien als erfolgversprechende Blaupause für die Reformation des deutschen Gesundheitssystems.



zurück