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Zweifel an der Wirkung von Phytoöstrogenen

14.11.2016

Pflanzliche Östrogene werden als natürliche Therapie für Beschwerden in den Wechseljahren und zur Vorbeugung einer Osteoporose angepriesen. Können die Versprechen gehalten werden?

“Rein pflanzliche” Arzneimittel haben einen unbestreitbaren Marketingvorteil: Sie gelten als frei von Nebenwirkungen, als gesund, natürlich und unschädlich. Außerdem müssen - bei entsprechender Deklaration - keine strengen Regeln zum Nachweis der tatsächlichen Wirksamkeit befolgt werden.

Das gilt auch für Präparate, die als pflanzliche Östrogene angeboten werden, die sogenannten Phytoöstrogene. Eine im angesehenen British Journal of Pharmacology veröffentlichter Artikel stellt die beworbene Wirksamkeit und das Fehlen von Nebenwirkungen bei Phytoöstrogenen in Frage. Sie kommen zu dem Schluss, dass der gewünschte Effekt kaum nachgewiesen ist. Dafür sind Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen. Die Süddeutsche Zeitung hat den wissenschaftlichen Beitrag in einem Artikel patientengerecht aufgearbeitet.

Wir zitieren:

Die vor allem in pflanzlichen Nahrungsmitteln wie Sojabohnen, Sprossen und Leinsamen vorkommenden Phytoöstrogene werden als sanfte Alternative zur "Hormonpille" vermarktet und zielen auf Frauen in den Wechseljahren, die die Risiken der Hormonersatztherapie fürchten. Präparate mit diesen Substanzen werden als wahre Anti-Aging-Mittel angeboten, verbunden mit dem Versprechen gleich einer ganzen Reihe von Altersleiden vorbeugen zu sollen.

Die Autoren des zitierten Artikel im British Journal of Pharmacology fanden durchaus Studien, wonach die Pflanzenpräparate die typischen Menopausen-Symptome lindern können. Hitzewallungen und Osteoporose nahmen demnach ab. Doch genauso existieren auch Analysen, die nur schwache oder gar keine Effekte feststellen konnten. Unklar bleibt auch der potenzielle Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und kognitiven Einbußen, die mit den Wechseljahren zunehmen. Die Autoren ziehen daher das Fazit: "Die positiven Effekte sind nicht so sicher bewiesen, dass sie die möglichen Nebenwirkungen überwiegen würden".

Als mögliche Nebenwirkungen der Phytoöstrogene werden Brust- und Gebärmutterkrebs diskutiert. Allerdings liegen auch hierfür keine handfesten Beweise in Form evidenzbasierter klinischer Studien vor. Lediglich Tierversuche und epidemiologische Analysen sprechen für eine erhöhte Krebsgefahr.

Die unklare Datenlage aufgrund nicht übereinstimmender oder sogar gegensätzlicher Ergebnisse kann darauf zurückgeführt werden, dass die hormonähnlichen Wirkungen sehr komplex sind. Sie hängen offenbar unter anderem vom Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand und sogar von der Darmflora der Frauen ab.

Fazit:

Die Hormonersatztherapie hilft bei Hitzewallungen und Osteoporose, steht allerdings im Verdacht, Brustkrebs zu begünstigen. Aus diesem Grund raten die meisten Frauenärzte heute dazu, Nutzen und Risiken sorgfältig und individuell abzuwägen. Phytoöstrogene sind daher für viele Frauen eine willkommene Alternative, die unkritisch angenommen wird. Wegen der wie bei der Hormontherapie ungeklärten Datenlage zu möglichen Nebenwirkungen gilt die auch hier die Empfehlung, sehr vorsichtig zu sein und die regelmäßige Einnahme von Pflanzenöstrogenen zu vermeiden - besonders in hoch dosierter Form."



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